Projekt-Dokumentation

In der Projekt-Dokumentation finde Sie alle Informationen zum Objekt, zu Organisation und Planung des Projektes sowie zu den beteiligten Hauptpersonen. Die gesamte Dokumentation können Sie auch als PDF-Datei herunterladen.

Hier finden sie die Schlussdokumentation des Architekten.

Dokumentation


Allschwils Wahrzeichen musste renoviert werden

Max Werdenberg, Dorfhistoriker

Immer wieder fasziniert uns die Alte Dorfkirche St. Peter und Paul – innen wie aussen – mit ihrer einfachen und harmonischen Form. Nicht umsonst ist sie deshalb bis heute ein gesuchtes Sujet von Malern und Fotografen. Wie einzigartig ist doch der Blick zum Dorf, wenn man die Freitreppe hinaufsteigt und sich in alle Richtungen umschaut. Nun musste die Kirche dringend einer gründlichen Innenrenovation unterzogen werden. Im Aussenbereich waren die Treppen und Zugänge zu erneuern.

Die Geschichte der Alten Dorfkirche ist im Lebenslauf auf der letzten Seite dieser Dokumentation kurz skizziert. Das heute noch sichtbare Erscheinungsbild des Kirchenraumes verdanken wir Jodok Friedrich Wilhelm (1797-1843), der 1841/42 unsere Dorfkirche anlässlich einer umfassenden Innenrenovation im klassizistischen Stil ausstaffierte, wobei er sämtliche vorhandenen Kunstwerke wie Statuen, Decken und Tafelbilder renovierte und in sein Konzept einbaute. Obschon Jodok Wilhelm im Sundgau, Birseck, Dorneck und im Leimental ein grosses Œuvre aufzuweisen hatte, ist bei den Erneuerungen im letzten Jahrhundert wenig davon übrig geblieben – ausser hier bei uns in Allschwil. Die Christkatholische Kirchgemeinde hat bei allen späteren Restaurationen darauf geachtet, dass die prägende Gestaltung im klassizistischen Stil nicht verändert, entstellt oder verschandelt wurde.

Die Allschwiler Dorfkirche ist das einzige Gotteshaus in unserer Region, das eine praktisch vollständig erhaltene klassizistische Ausstattung aufweist. Es wird denn auch von Fachleuten als die wertvollste und kunsthistorisch einheitlichste Arbeit des begnadeten Künstlers Jodok Wilhelm eingestuft. So ist es nicht verwunderlich, dass die Kirche sogar unter eidgenössischem Denkmalschutz steht. In Anbetracht des grossen Stellenwertes, welchen die Alte Dorfkirche im Rahmen des einmalige Allschwiler Dorfkerns inne hat, war die bevorstehende Renovation zu begrüssen. Damit bot sich die einmalige Gelegenheit, ein wahres Bijou der Nachwelt zu erhalten, was dem Sundgauerdorf gut ansteht.

Max Werdenberg, Dorfhistoriker


Lage

Alte Dorfkirche St. Peter und Paul
Schönenbuchstrasse 1
4123 Allschwil
Parzelle 1464


Alte Dorfkirche St. Peter und Paul

Aus dem kantonalen Inventar der geschützten Kulturdenkmäle

Die Kirche liegt auf einem erhöhten Sporn inmitten des ehemaligen Friedhofes und bildet den südwestlichen Abschluss des Dorfkerns. Mehrere Grabungen inner- und ausserhalb der Kirche förderten Fundamente eines römischen Gebäudekomplexes zutage. Die Vorgängerbauten lagen auf der Südseite der in den Jahren 1698/99 erbauten Kirche. Einzig der Turm stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Der Neubau von 1698 wurde nach einer langen Verzögerung in Angriff genommen, da das Basler Domkapitel den alten Chor beibehalten wollte. Im März 1698 lag der Entwurf für einen Neubau vor, doch war die Kirche erst im Laufe des Jahres 1699 vollendet. Von der Aus- stattung dieses Neubaues aus dem Ende des 17. Jahrhunderts erhielten sich die Chorgestühle, Teile eines Heiliggrabes, drei Figuren einer Kreuzigungsgruppe und die Emporenbrüstung. Im 18. Jahrhundert entstanden an den Wänden des Langhauses und des Chores 15 Kreuzwegstationen. Während der um 1841 unter der Leitung des Stukkateurs Jodok Friedrich Wilhelm durchgeführten Innenrenovation im Stil des beginnenden Klassizismus erhielt die Kirche drei neue Altäre, eine Kanzel und einen Taufstein. Gleichzeitig verkleidete man die Emporenbrüstung und umrahmte die Fenster- und Chorbogenleibungen sowie die Stationsrahmen mit klassizistischem Stuck. Der Maler A. Lambard schuf neue Deckengemälde. Nach mehreren Veränderungen im 19. Jahrhundert wurde die Kirche in den Jahren 1953/54 vollständig restauriert.

Der Grundriss der Kirche entspricht dem üblichen Pfarrkirchschema des 17. Jahrhunderts: An das breite Langhaus schliesst sich der eingezogene, polygonale Chor an. In den Ecken zwischen Langhaus und Chor liegen der Turm und die Sakristei. Am Äussern ist besonders das rundbogige Westportal mit einer geschnitzten Eichentür von 1698 bemerkenswert. Das Innere zeigt noch die frühklassizistische Ausstattung aus der Zeit von 1841. Auf dem Hochaltar stehen ausserdem die bedeutendsten gotischen Holzfiguren des Kantons, die Statuen der beiden Kirchpatrone Petrus und Paulus aus der Zeit um 1500. Auch der Kirchenschatz mit Werken von Basler Goldschmieden ist bemerkenswert.

Die Pfarrkirche von Allschwil ist zusammen mit jener von Therwil die einzige im Kanton, die als barocke Pfarrkirche bereits den Beschlüssen des Tridentinums nachlebt. Aussen unterscheidet sie sich kaum von den vorreformatorischen Kirchen, doch bereits das architektonisch gestaltete Portal weist auf den kommenden Barock hin. Erst die weiträumigen Proportionen des Innern mit seiner Tendenz zur Ausweitung entspricht den neuen liturgischen Anforderungen. Seine klassizistische Ausstattung fügt sich deshalb ausgezeichnet ein. Nachdem die ebenfalls von J. F. Wilhelm stammenden Ausstattungen der Kirchen von Aesch und Schönenbuch beinahe vollständig verloren gegangen sind, sehen wir hier das einzige Beispiel dieses Übergangsstiles in unserem Kanton. Klassizistische Strenge vermengt sich hier mit der noch nicht abgeklungenen barocken Bewegung. Die sorgfältig aufeinander abgestimmten Farbtöne des Raumes und der Ausstattung verhindern die dem Klassizismus eigentümliche Neigung zur Vereinfachung und Eintönigkeit.

Die Kirche wurde letztmals 1985/86 unter der Leitung von Architekt Martin Stauffer umfassend renoviert und unter eidgenössischen Schutz gestellt.


Zustand vor den Sanierungsmassnahmen und Details dazu

Dachkonstruktion, Holztragwerk

Wasser bei der Kehle zum Turm.

Von den Bundbalkenköpfen und Mauerbalken sind gut ein Fünftel an- bis verfault. Der Schub des Sparrendachs ist ungenügend abgenommen. Es besteht eine Gefährdung der Tragsicherheit mit Folgeschäden.
Massnahmen: Zusammen mit der Sanierung des Holztragwerks sollen die dampfbremsenden Spanplatten auf dem Dachboden entfernt und die Decke neu isoliert werden.

Raumschale, Ausstattung

Starke Verschmutzung durch Russ und Staub

Die letztmals vor 33 Jahren restaurierte Kirche ist durch oberflächliche Rauch- und Staubablagerungen ziemlich stark verschmutzt. Diese Verschmutzungen sind besonders an den hellen Decken und Wänden sichtbar. Sie widerspiegeln die mikroklimatischen Verhältnisse im Innenraum durch unterschiedliche Verschmutzungsarten und -grade. Auf dunkleren Untergründen wie Altären, Figuren etc. sind solche ebenfalls vorhanden, treten aber wegen des fehlenden Hell-Dunkelkontrasts weniger in Erscheinung. Als Folge des relativ dichten, nicht saugen- den Anstrichsystems (Mischpolymerisat- harzlackfarbe) verschmutzten die Wände schneller und es haben sich partiell Wasserläufe und Stockflecken gebildet. Eine grossflächige Untersuchung der Wände hat gezeigt, dass die Verputzschicht von 1841/42 mehrheitlich hohl liegt.
Massnahmen: Der hohl liegende Verputz wird entfernt und nach Massgaben der Denkmalpflege neu aufgebaut. Die Stuckzierelemente werden dabei erhalten.
Die Deckenflächen können gereinigt und retuschiert werden.
Die Ausstattung wie Altäre, Kanzel, Figuren, etc. präsentieren sich konservatorisch in einem guten Erhaltungszustand, so dass hier die bestehende Sichtfassung lediglich entstaubt, lokal gereingt und retuschiert werden soll.

Technische Installationen

Veraltete Elektrohauptverteil- und Steuerungsanlage

Bei den Elektroanlagen sind sowohl die Leitungen als auch die Verteilung gemäss den heutigen Normen und Vorschriften zu schwach dimensioniert, teilweise fehlt der Nullleiter. In den geschlossenen Kabelkanälen im Dachraum bildet sich Kondenswasser.
Massnahmen: Die Elektroleitungen und Apparate werden, wo notwendig, ersetzt. Im Dachraum werden offene, aufgehängte Kabelkanäle montiert. Die Elektroverteilung wird erneuert und mit vorschriftsmässigem Brandschutz eingewandet. Die Brandmeldeanlage wird modernisiert.

Versuchte Reinigung der Wand, die allerdings unbefriedigend ausfällt.

Leuchten: Die Beleuchtung ist technisch veraltet und schlecht bzw. nicht steuerbar. Die Leuchter an sich passen jedoch zur Inneneinrichtung, sie sollen weiterhin als schmucke Grundbeleuchtung dienen.
Massnahmen: Vorgesehen ist eine programmierbare Steuerung sowie energieeffiziente Ergänzungsleuchten für Objekte und den Kirchenraum.

Als Audioanlage erfüllen Mikrofon und Lautsprecher die heutigen Bedürfnisse und behördlichen Auflagen nicht mehr.
Massnahmen: Es ist die Installation einer Beschallungsanlage mit induktiver Ring- leitung für Menschen mit Hörbehinde- rung vorgesehen.

Die bestehende Elektro-Direktheizung vermag keine angenehme Raumtemperatur mehr zu schaffen, zudem ist ihr Stromverbrauch horrend, was hohe Kosten verursacht.
Massnahmen: Eine energiesparende Infrarotheizung wird die alte Anlage ersetzen. Anstelle der Fuss-Schemel-Montage werden die neuen Heizkörper unter die Banksitzflächen montiert. Auch in der Sakristei und bei der Orgelbank wird eine Infrarotheizung montiert. Zur sinnvollen Nutzung des Systems ist eine program- mierbare Heizungs-Steuerung geplant.

Turmtechnik

Im Kirchturm befinden sich nebst den Glocken die Steuerung und die mecha- nischen Vorrichtungen für das Läutwerk. Die Glocken und die Aufhängung befin- den sich in einwandfreiem Zustand.
Massnahmen: Die Steuerung muss hingegen erneuert werden, die mechanischen Teile bedürfen einer Revision

Die Orgel

Auf der Empore befindet sich eine Metzler-Orgel, die letztmals im Jahre 1986 revidiert wurde. Das nicht optimale Raumklima machte natürlich auch diesem Instrument zu schaffen, und einige Verschleissteile haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und müssen ersetzt werden.
Massnahmen: Komplette Revision der Orgel.

Umgebung

Risse und abgebrochene Deckplatten machen die Treppe gefährlich

Die Aussentreppen sind defekt, der Vorplatz beim Brunnen uneben – beides birgt ein Sturzrisiko.
Zum Teil fehlen Handläufe und Geländer.
Massnahmen: Die bestehenden Anlagen sollen abgebrochen werden. Der Neuauf- bau ist mit Blockstufen aus Laufener Kalkstein vorgesehen.
Zusätzlich wird eine Wegbeleuchtung installiert und Steckdosen für individuelle Bedürfnisse. Wo erforderlich werden Handläufe und Geländer angebracht.

Die Wasserzuleitung zur Sakristei hat zu wenig Druck und ist zu überprüfen.
Massnahmen: Gegebenenfalls muss eine neue Zuleitung erstellt werden.


Kostenschätzung


Bauzeit


Curriculum Vitae der Alten Dorfkirche St. Peter und Paul Allschwil BL

Ausgrabungen inner- und ausserhalb der Kirche förderten Fundamente eines römischen Gebäudekomplexes zutage. Ob diese für den Bau einer Kirche genutzt worden sind, liegt im Dunkeln.

1118
Erstmalige urkundliche Erwähnung von Allschwil als villa Almerswilre. Zu dieser Zeit kannte man hier die Flurnamen an sancti Hylarii aker und ufen dem kilchaker. Diese Namen deuten darauf hin, dass es in unserer Gemeinde bereits im frühen Mittelalter starke Zellen des Christentums gab, weil der erwähnte Hilarius von 315 bis 367 n. Chr. lebte und Bischof in Poitiers war.

Hauptportal stammt ev. aus der ersten Kirche

1227
Urkundliche Erwähnung von Hugo plebanus (Leutpriester) de almsvilere, also eines Vorstehers der Pfarrkirche. Wann die Pfarrkirche aber gebaut wurde, ist nicht bekannt.

12. oder 13. Jahrhundert
Wahrscheinlich Bau des Kirchturms, er war vermutlich Teil von Vorgängerbauten, von denen aber keine Überlieferung bekannt sind. Erst 1594 berichtet der Chronist, dass der Turm erneuert werden musste.

1698 bis 1700
Neubau der Kirche
Noch erhalten sind die Chorgestühle, Teile eines Heiligengrabes, drei Figuren einer Kreuzigungsgruppe und die Empo- renbrüstung.

1841/42
Umfassende Innenrenovation.
Unter Leitung des Stukkateurs Jodok Friedrich Wilhelm erhielt der Innenraum die prägende Gestaltung im klassizistischen Stil, die bei allen folgenden Restaurierungen nie verändert worden ist. Einbau von drei neuen Altären, einer Kanzel und eines Taufsteins, Verkleidung der Emporenbrüstung, Umrahmung der Fenster- und Chorbogenleibungen sowie der Stationsrahmen mit klassizistischem Stuck. Das stark beschädigte Deckengemälde im Schiff wurde vom Maler A. Lambard frei übermalt.

1877
Die Dorfkirche wurde der christkatholischen Kirchgemeinde überlassen.

1953/54
Vollständige Restaurierung der Kirche.

1985/86
Umfassende Renovation.

Stellung unter eidgenössischen Schutz.


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